Leben statt gelebt werden- Jahresrückblick 2024

Jahresrückblick 2024: ich möchte nicht gelebt werden

Langsam wird es eine liebe Gewohnheit, mit Judith einen Jahresrückblick zu verfassen. 2024 war ein Jahr großer Veränderungen, schauen wir also zurück.

Wenn du mehr vom Jahresrückblog2024 lesen willst:

Schau bei der Parade vorbei.

Mein neues Leben / was hat sich geändert

Die größte Veränderung war meine Kündigung. Ich habe nicht einfach einen Job gekündigt und dann wo anders angefangen.
Ich habe mein Leben umgekrempelt. Mein gesamtes Berufsleben war ich Beamtin. Ich habe das von Tag eins an gehasst, aber es war immer die vernünftigste Entscheidung.

Erst hat es mir ermöglicht, nach dem Abitur aus meiner schwierigen Familie zu flüchten und meine eigene Bleibe zu finanzieren.

Dann kamen die Kinder und es war das Klügeste, hier keine Experimente zu machen, da wir als Familie dadurch zwei stabile Einkommen hatten. Falls meinem Mann etwas zustoßen würde oder er arbeitslos wäre, hätte ich mit einer Vollzeitstelle jederzeit unseren Lebensunterhalt bestreiten können.

Außerdem hat uns das auf dem schwierigen Münchner Wohnungsmarkt geholfen. Erst mit einer Staatsbedienstetenwohnung, dann mit den Raten für unsere eigene Wohnung.
In dieser Lebensphase konnte ich mir einfach nicht vorstellen, meine Träume umzusetzen. Gut war das für mich aber nicht.
Doch jetzt habe ich es gewagt. Und mir geht es endlich besser.

Schon Ende 2023 hatte ich beschlossen, wieder meine Sportstunden aufzunehmen. Ich habe das jahrelang gemacht, aber dann wegen Familie und des politischen Mandats aufgegeben, weil die Woche irgendwie nicht so viele Abende hat, wie ich gebraucht hätte.
Meine Freundin gibt Bauchtanzstunden, so haben wir uns auch kennen gelernt. Als sie immer wieder zu spät kam, weil ihre Babysitterin nicht pünktlich war, habe ich dem Studio angeboten, das Aufwärmen zu übernehmen.

Korrekterweise wollten die einen gültigen Trainerschein sehen. Der war bei mir jedoch abgelaufen. Also bin ich zu meinem alten Verein, da ich sonst nicht in die Kurse komme. Ich habe mich für die Auffrischungslehrgänge angemeldet.

Im Januar kam dann ein Hilferuf aus dem Verein: Eine Trainerin war schwer erkrankt, ob ich nicht die Stunde übernehmen könnte. Konnte ich.
Die Damen sind so liebenswert, ich bin wirklich glücklich. Mittlerweile ist mein Kontingent auf drei Stunden, davon auch einmal Kinderturnen, angestiegen.

Das ist ein schönes Taschengeld und hilft mir sehr.
Denn als Autorin sind meine Einnahmen doch überschaubar. Aber ich bin das erste Mal in meinem Leben nicht überfordert, wenn ich irgendwo im Formular das Feld »Beruf« ausfüllen muss.
Beamtin war einfach nie ein Ding für mich.

Mein neuer Alltag

Wie sieht mein Alltag aus?
Nachdem ich nicht mehr um fünf Uhr aufstehe, um ins Büro zu fahren, kann ich endlich ausschlafen. Ich bin an sich ein Morgenmensch. Aber die zwei Stunden zwischen fünf und sieben machen einen riesigen Unterschied. Und wenn ich einen langen Abendtermin hatte oder einfach schlecht geschlafen habe, dann wird es auch einmal später.

Seitdem bin ich ein ganz anderer Mensch. Ich habe manchmal das Gefühl, ich müsste meinen Schlafmangel der letzten 25 Jahre nachholen. Auf jeden Fall spüre ich die gesundheitlichen und mentalen Verbesserungen und möchte das auch nicht mehr missen.

Unsere Gesellschaft feiert ja das Nichtschlafen. Aber das ist eigentlich nur dumm. Schlafmangel ist in jeder Hinsicht gefährlich. Niemand ist ein Held, nur weil er sich dieses Grundbedürfnis verwehrt.

Dadurch, dass ich ausgeschlafen bin und meine Willenskraft nicht mehr dafür brauche, dass ich es durch den Bürotag schaffe, habe ich auch Kapazitäten für Sport. Meine Fitness steigt und all die kleinen und größeren Wehwechen, die sich die letzten Jahrzehnte so eingeschlichen haben, werden wieder besser.

Ich sitze trotzdem viel am Computer. Schließlich habe ich ein Buch geschrieben, verlegt und ins Crowdfunding gebracht. Mein Blog ist endlich einigermaßen in Ordnung und auch sonst lichtet sich das Chaos in meinem Leben und der Wohnung.

Daneben verbringe ich viel Zeit in Bezirksausschuss-Sitzungen, was die letzten Jahre ebenfalls ein bisschen kurz gekommen ist.
Und dann gönne ich mir Lesestunden ohne schlechtes Gewissen. Ich lese Belletristik, aber auch Sachbücher, bei denen ich mir jetzt angewöhnt habe, ausführliche Notizen zu machen.

Damit ihr in Zukunft mehr gut recherchierte Artikel zu lesen bekommt.


Herausforderungen und Learnings

War das alles einfach?
Auf gar keinen Fall. Meine Kündigung hat mir viele schlaflose Nächte verursacht und ich habe da jahrelang dran rumgeknabbert. Auch als ich dann endlich den Mut gefunden habe und das Schreiben in die Post gelegt habe, habe ich nicht aufgeatmet.

Es war eine Aktion, aus meiner privaten Krankenversicherung herauszukommen, weil sich die Firma unglaublich nervig angestellt hat. Das hat mich etliche Schreiben und E-mails und mega viele Nerven gekostet. Und ganze drei Monate. Zum Glück war der wichtigere Teil, nämlich der Übergang in das normale, gesetzliche Versicherungssystem (Kranken- und Rentenversicherung) einfach.
Mir kann keiner sagen, dass privatwirtschaftlich geführte Systeme automatisch kundenfreundlicher oder günstiger wären. Aber das ist jetzt geschafft.

Ein wichtiger Punkt in diesem Jahr war meine desolate Fitness. Nachdem es mich Ende 2023 mit wochenlangen Erkältungsphasen noch einmal so richtig auf die Nase gehauen hatte, war der Start in 2024 mühsam. Ich musste zugeben, dass ich viel erschöpfter war, als ich es mir vorstellen konnte. Selbst kleinste Trainingseinheiten haben mich komplett erledigt. Ich bin kein geduldiger Mensch, deshalb war und ist es für mich echt schwierig, hier das richtige Maß zu finden.

Da der Muskelaufbau in der Regenerationsphase stattfindet, musste ich mir erst einmal erlauben, mich nach jedem Training hinzulegen.
Mittlerweile habe ich, glaube ich, den Dreh raus. Vor allem achte ich auf ausreichend Erholungsphasen, was mir in Kombination mit einer einigermaßen regelmäßigen Trainingsroutine kleine, aber stetige Verbesserungen bringt.
Ich bin immer noch genervt davon, was alles nicht geht. Aber das ist eben die Herausforderung. Dranbleiben, auch wenn man kaum etwas merkt.

Was ich in 2024 gelernt habe, ist der Nutzen persönlicher Kontakte. Den größten Teil meiner Crowd für mein Buch sind Menschen, die mich offline kennen. Es ist also gar nicht so schlimm, die Nachbarin oder die Kollegen zu fragen. Es machen logischerweise nicht alle mit, aber niemand ist genervt oder böse.
Die wollen ja wissen, was ich so treibe und mir im Zweifelsfall auch helfen.

Zu guter Letzt habe ich ein paar entscheidende Dinge über mich gelernt: Ich bin viel kreativer und freiheitsliebender, als ich gedacht habe.
Natürlich habe ich ein Sicherheitsbedürfnis, aber das Beamtenmindset ist nicht meins.
Obwohl ich Listen und Strukturen mag…

Dankbarkeit

Daran, dass mein Leben jetzt so viel besser läuft, bin ich aber nicht alleine schuld. Ich habe das Glück, Privilegien und Möglichkeiten zu haben, für die ich unendlich dankbar bin.
Auch wenn wir immer meckern: ich wohne in einem stabilen Staat, dessen System mich mit allem versorgt, was ich brauche: Sicherheit in jeder Form, Infrastruktur, klare rechtliche Vorgaben und die Möglichkeit, mein Leben so zu gestalten, wie ich es für mich gut ist.
Deshalb habe ich die Ausbildungen und die Möglichkeiten, mich ehrenamtlich zu engagieren.
Dankbar bin ich auch für meine Familie, die mich unterstützt und hinter mir steht, vor allem für meinen Ehemann. In dreißig Jahren Ehe lief und läuft nicht immer alles rund. Aber am Ende ist es wichtig, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen, als ständig um sich selbst zu kreisen.
Zu guter Letzt bin ich meinem Vergangenheits-ich sehr dankbar. Das war klug und sparsam, so dass ich jetzt ein nettes Sparschwein habe, das mir die finanzielle Sicherheit gibt, die man als selbständige Autorin nun mal nicht haben kann.

Was könnten wir gemeinsam machen?

Erfolge sind nie das Ergebnis einer einzelnen Person. Deshalb und weil es einfach schön ist, arbeite ich gerne mit anderen zusammen.
Wenn du Lust hast, können wir uns gegenseitig unterstützen, in dem wir Gastartikel schreiben, regelmäßig kommentieren, für die Produkte der anderen Werbung machen.
Da ich nächstes Jahr mal ausprobieren möchte, ob sich Weihnachtsbazare (also die kleinen in Kirchen und Kulturzentren) für mich lohnen, könnten wir uns vielleicht auch einen Stand teilen, falls du aus München oder Umgebung bist.
Außerdem teile ich gerne mein Wissen, stell mir also Fragen.

Was will ich 2025 besser machen?

Aufgrund meiner Erschöpfung habe ich die letzten Jahre nur das gemacht, was halt anstand. Aber das führt irgendwie auch zu Frust.
2025 möchte ich wieder organisierter leben, dass heißt, einen Plan machen und daran halten.
Was eben auch bedeutet, mutiger zu sein und Dinge einfach durchzuziehen.
In meiner Planung will ich den Winter berücksichtigen. Ich bin da nicht leistungsfähig und vor allem sehr ängstlich. Projekte, die Energie und Mut erfordern, sind in dieser Zeit fehl am Platz.
Wichtig ist mir auch, endlich mal meine Ernährung in den Griff zu bekommen. Zucker und Koffein als Grundnahrungsmittel sind einfach dämlich. Außerdem will ich im Winter mehr raus an die frische Luft.

Projekte für 2025

  • Regelmäßig bloggen (2024 waren die meisten Artikel entweder Teil des Crowdfundings oder eine Challenge von Judith)
  • Einen Newsletter versenden. Regelmäßig. Mit gutem Inhalt. Ein Projekt, das ich seit Jahren auf Halbmast hängen habe.
  • Einen Kurs ins Leben rufen, in dem die Teilnehmenden eine kleine Geschichte schreiben, die wir dann in einer Anthologie drucken.
  • Bücherstände und einen richtigen Online-Shop für meine Bücher.
  • Eine Struktur finden, in dem alle Bereiche meines Lebens genug Zuwendung bekommen und ich nicht wieder ausbrenne.

Mein Motto für 2025:

Ich muss gar nichts, aber ich will.

Das ist jetzt ganz schön lang geworden. Ist bei dir auch so viel passiert oder hattest du eher ein gemütliches 2024?


Und was willst du 2025 machen?

,
Cookie Consent mit Real Cookie Banner