Schon mal ein Kind in einer Buchhandlung gefunden?

Wo soll ich meine Bücher kaufen?

In Buchhandlungen findet man ja mittlerweile vieles, nicht nur Bücher.

Die meisten Läden versuchen, sich ihr Geschäft durch Schreibwaren und Geschenke oder Cafés aufzubessern.

Wie in anderen Branchen auch wird es für die kleinen, Eigentümer geführten Shops sehr schwer zu überleben.

Jeder kennt den süßen Laden an der Ecke, der geschlossen hat, weil der Inhaber in Rente gegangen ist oder es sich für die Besitzerin einfach nicht mehr gerechnet hat. (Von den Mieterhöhungen wegen Immobilienspekulation reden wir jetzt gar nicht)
Zum Niedergang der kleinen Buchhandlungen hat auch die mangelnde Leidenschaft für Büchern geführt.

Die sozialen Medien, Netflix, You Tube und Co. sind eine starke Konkurrenz. Der Mensch hat ja nicht mehr (Frei-) Zeit, nur weil er mehr machen kann. Doch dank Booktok steigt das Interesse am Lesen wieder. Die Verkäufe gehen nach oben. Dennoch kämpfen die kleinen Buchläden weiter ums Überleben.


Allerdings ist das kein neues Phänomen.

Ich bin in einem Neubaugebiet aufgewachsen und dort, im Einkaufszentrum, gab es ab Mitte der 80er Jahre eine Filiale von Hugendubel.

Als Buchverrückte war das natürlich mein Lieblingsladen. Dort durfte man Bücher auf bequemen Couchen lesen. Keiner kam her und hat unangenehme Fragen gestellt.

Für mich war das der Buchhandel. Meine Mutter war davon nicht so überzeugt. Sie hat mir all die Läden in der Innenstadt gezeigt, die von der großen Hugendubelfiliale weg gedrängt wurden.

Aber bei uns in der Nähe gab es diese Läden nicht, und so hatte ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich eben die Hugendubelfiliale vor meiner Haustür genutzt habe.

Jahrzehnte später kam ein neuer Spieler auf den Markt: Amazon. Zunächst war das für mich der Geruch der weiten Welt.

Modernität und das Versprechen, auch seltene oder ausländische Bücher zügig zu erhalten.

Ich habe damals studiert und es war einfach praktisch, meine amerikanischen Fachbücher da zu bestellen, statt durch alle Universitätsbuchhandlungen zu laufen, bis ich sie bekommen habe.

Meine normalen Bücher habe ich dann doch lieber in einem richtigen Ladengeschäft gekauft. Die Ermahnungen meiner Mutter im Ohr, hauptsächlich in den kleinen Läden im Univiertel.

Später kamen E-Books auf. Und der ganze andere Kram, den man auf Amazon kaufen konnte. Und auch hier: Praktisch und so modern. Um mich rum waren plötzlich alle Amazon-Kunden. Und war Amazon nicht auch jemand, der gerade den kleinen Shops viele Möglichkeiten gab, online zu verkaufen?


Für die Kunden wurde Amazon zum Paradies. Dort findet sich nahezu alles und es lohnt sich kaum, bei kleinen Online-Händlern zu kaufen. Die Abwicklung auf Amazon ist einfacher, das Risiko geringer und man kann von verschiedenen Shops in einem Vorgang bestellen.

Warum also wo anders hingehen?

Für mich als Kundin wäre es die beste Vorgehensweise. Aber ich möchte lieber Teil der Lösung als Teil des Problems sein.
Und Amazon ist ein riesiges Problem.

Da sind die Arbeitsbedingungen, die mir als Gewerkschaftlerkind die Haare hochstehen lassen. In diesem Zusammenhang muss man auch daran denken, dass der normale Buchhandel nicht mit diesen geringen Löhnen konkurrieren kann. Die Logistikzentren können in Gebieten aufgestellt werden, in denen die Menschen um jede Arbeitsmöglichkeit froh sind. Die Buchhandlung in der Stadt muss (neben höheren Mieten) auch bessere Gehälter zahlen, da dort sonst niemand arbeiten kann.

Was aber ganz gerne übersehen wird:

Die auf dieser Plattform vertretenen Händler haben massive Probleme.

Punkt 1: Sie haben keine Kundendaten.

Der Wert eines Unternehmens besteht zu einem großen Teil aus seinen Kundenadressen. Viele Stammkunden zu haben, ist das Ziel jeder guten Händlerin.

Denn es ist deutlich einfacher und billiger, diese Kunden zu halten, als neue durch Werbung zu generieren. Wenn der Shop jedoch auf Amazon läuft, dann besitzt Amazon diese kostbaren Adressen.

Und hat kein Interesse daran, den Händler zu fördern, sondern seiner Kundschaft das beste Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Wenn sich viele Shopbetreibende einen ruinösen Preiskampf auf der Plattform liefern, dann ist das für Amazon nur gut.


Punkt 2: Amazon kann den Laden jederzeit dicht machen.

Ich habe es jetzt schon ein paarmal miterlebt, dass die Plattform aufgrund von Meldungen einen Shop geschlossen hat.

Dies geschieht automatisch. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein Konkurrent einen anderen Händler so oft wegen angeblicher Verletzung der Plattformregeln meldet, bis dieser gesperrt wird.

Eine Aufhebung der Sperre ist fast nicht zu erreichen, da es keine menschlichen Ansprechpartner bei Amazon gibt.

Für den Konzern lohnt sich das einfach nicht, diese Shops zu schützen und dafür Personal bereit zu halten. Das ist rechtlich wasserdicht geregelt, also hilft auch keine Rechtsanwältin.


Punkt 3: Warum sind die Shops dann alle dort und machen nichts Eigenes?

Weil sie sonst nicht gefunden werden. In der großen Weite des Internets ist es unglaublich schwierig, auf die erste Seite bei Google zu kommen.

Vor allem, weil Amazon immer die guten Plätze blockiert. Wenn jemand also einen Winkelschleifer (oder ein Buch) sucht, dann ist das erste und auffälligste Amazon. Wer dort nicht vertreten hat, muss schon sehr geschickt sein und eine gute Nische haben, um überhaupt wahrgenommen zu werden.

Durch die schiere Marktmacht der Plattform kommt man also gar nicht darum herum, dort präsent zu sein.

Für Autorinnen gibt es noch ein paar wirklich gute Angebote, so dass viele dort (exklusiv) veröffentlichen.

Ich habe auch schon Bücher auf Amazon gekauft, weil sie woanders einfach nicht gelistet sind.

Ich versuche also, so weit wie möglich, Amazon zu meiden. Viele Dinge, die ich wirklich gerne hätte, vor allem Filme, verkneife ich mir. Manchmal schadet das auch nicht.

Aber ich hatte es jetzt doch immer mal wieder, dass man gerade Ersatzteile oder Ähnliches auf normalem Weg nicht mehr bekommt. Unter freier Marktwirtschaft stelle ich mir etwas anderes vor.

Was also tun?


E-Books kaufe ich nahezu ausschließlich bei Hugendubel. Und auch gebundene Bücher kommen meistens von da.

Das hat zunächst den Grund, dass ich wieder eine Filiale vor der Haustüre habe. Und ja, auf der Couch habe ich meine Tochter ganz zufällig entdeckt, weil sich die Angewohnheit, dort zu lesen, vererbt hat.

Ich habe auf dem Nachhauseweg dann eine Nachbarin getroffen.

Auf meine Frage „Hast du schon mal ein Kind in einer Buchhandlung gefunden?“ kam ein lachendes Ja. Wir sind da also nicht die seltsamste Familie.

Aber ich kaufe auch deshalb bei Hugendubel und mache hier auf dem Blog Werbung, weil die Tolinoallianz und Hugendubel als großer Player die Einzigen sind, die dem Amazonmonopol etwas entgegen halten können.

Außerdem kommt bei mir ein gewisser Lokalpatriotismus zum Tragen. Die Familie Hugendubel, die das Geschäft immer noch führen, sind Münchner. Es ist also quasi die Buchhandlung meiner Stadt.
Trotzdem finde ich es extrem wichtig, dass es weiterhin kleine, Inhaberbetriebene Buchhandlungen gibt.

Denn auch bei Hugendubel wirst du keine Kleinverlage und Self-publisher im Regal finden. Du kannst sie natürlich bestellen, aber das geht ja überall.


Lies auch meinen Beitrag „Was ich mir vom Buchmarkt wünsche“ , in dem ich das Problem aus der Autorensicht beleuchte.

Mein Fazit: Such dir eine Buchhandlung, in der du dich wohlfühlst.

Wenn du dann dort Familienmitglieder findest, sollte das Geschäft den Test bestanden haben.

Und dann kaufe dort alles, was möglich ist.

Auch wenn sie dein Buch nicht im Regal haben oder das Genre nicht führen, sie können es ohne Probleme über den Grossisten bestellen.

Also umgekehrt:

Im Internet informieren, vor Ort kaufen.


Im Bezirksausschuss bekommen wir immer wieder Anträge, dass in diesem oder jedem Gebäude unbedingt kleine Läden geplant werden müssten.

Wenn der Bebauungsplan dann so gestaltet wird, stellt sich nach dem Bau raus, dass niemand in diesen Geschäften einkauft.

Willst du also ein lebendiges Viertel mit vielen Läden haben, (nicht nur Buchläden), dann darfst du nicht nur die Auslage bewundern, sondern du musst deine Alltagskäufe dort machen. Auch wenn es umständlicher ist und möglicherweise teurer.


Überlege dir, ob es der Kindle sein muss. Denn dann wirst du natürlich beim großen A kaufen.

Lass dich nicht von den Bestseller-Tischen im Kaufhaus beeindrucken, sondern mache dich auf die Suche nach der Autorin und dem Buch, dass dich wirklich berührt.

Aber vor allem: Hab Spaß beim Lesen.

Wo kaufst du deine Bücher?

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