Wozu bin ich hier?

Die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Das Mädchen auf der Maikundgebung

Mein Vater, ein Gewerkschafter, hat mich als Kind öfter auf die Maikundgebungen mitgenommen. Während er sich mit seinen Kollegen unterhalten hat, war ich beeindruckt von den Fahnen, der Musik und den Plakaten.
Ich habe, schon bevor ich lesen konnte, begriffen, dass diese Menschen sich für eine bessere Welt einsetzen.
Eine, in der auch die Schwachen und Armen einen Platz haben sollten.

Was will ich bewirken?

Judith Peters hat im Rahmen ihrer #blogyourpurpose Challenge dazu aufgerufen, das Thema »Purpose« zu verbloggen.

Ich liebe Judiths Aktionen, also war ich gleich Feuer und Flamme. Doch was schreibt man da?
Was ist mein Lebenssinn? Oder wie Judith es formuliert: Was will ich bewirken?

Soll ich mal schnell die Welt retten? Ich glaube, wir lassen uns da zu leicht von den großen Sprücheklopfern in Panik versetzen. Wir sehen die Prominenten, die sich ganz einer Sache verschrieben haben und damit berühmt wurden. Die zum Vorbild für tausende von Menschen entwickelt haben. Das schüchtert ein.
Dann besser gar nicht über meinen Purpose nachdenken?

Unterm Strich eine schwarze Null

Ich für mich habe beschlossen, dass mein Leben quasi mit einer schwarzen Null enden soll. Mein Ziel ist also nicht, jegliches Leid auf dieser Erde zu tilgen. Ich weiß, das ist nicht schaffbar.

Was heißt das für mich?
Dass ich am Ende mehr dagelassen habe, als ich für mich verbraucht habe. Also bei der finalen Abrechnung ein kleines Plus in der Bilanz.
Schwarze Null klingt recht überschaubar. Aber genauer betrachtet, ist das immer noch ein großes Vorhaben.
Denn:

Viele Privilegien heißt auch viele Pflichten.

Und ich bin privilegiert. Ich bekomme viel, ohne etwas dafür zu tun. Das heißt bei meiner Logik aber auch, dass ich einiges weitergeben kann oder muss, um am Ende bei meiner schwarzen Null zu landen.

Ich lebe in einem wohlhabenden Land, bin selbst finanziell so aufgestellt, dass ich mir keine größeren Sorgen machen muss. Natürlich könnte ich wesentlich mehr Geld haben. Hätte ich statt in diverse Ehrenämter meine Zeit und Energie in die Karriere gesteckt, so würde meine Gehaltsabrechnung anders aussehen.
Wäre ich dann glücklicher?
Sicher nicht.
Neben meinem Wohlstand bin ich in so vielen weiteren Dingen privilegiert. Weder ich noch jemand aus meiner Familien hat eine Behinderung. Ich entspreche auch in anderem der Norm (Cis / Hetero). Mit meinen beiden Studienabschlüssen gehöre ich zur Bildungselite und meine Familie ist seit Generationen inländisch.

Das ist meine Habenseite.

Wie sieht es auf meiner Geben- Seite aus?


Um mich hier nicht als Heilige darzustellen: Ich bin zutiefst der Ansicht, dass die Welt am besten funktioniert, wenn wir im Fluss bleiben. Wenn wir nicht an unserem Hab und Gut, unseren Ansichten und Privilegien klammern.
Wenn wir Neues aufnehmen und anderes abgeben.

Wie sieht das konkret aus?

  • In der (Lokal-) Politik. Hier versuche ich, den Menschen eine Stimme zu geben, die sonst nicht gehört werden. Weil sie einer marginalisierten Gruppe angehören. Weil sie keine Wahlberechtigung haben oder nicht die zeitlichen und bildungsmäßigen Ressourcen haben, um für ihre Bedürfnisse zu kämpfen.

  • Im Ehrenamt. Ich habe einen Bürgerverein mitgegründet, der unsere Kulturetage betreibt. Ich habe Seniorensport geleitet, Kindergruppen betreut und Zeitungsartikel für Vereinszeitschriften verfasst.

  • Beim Schreiben. Sei es hier auf dem Blog, im Schreiberling, bei meinem Roman, überall möchte ich auf die Missstände hinweisen und Lösungen für ein besseres Miteinander aufzeigen. Ich will andere Menschen motivieren, sich zu engagieren.

Aktuelle Bilanz?


Ob meine Bilanz stimmt, werde ich wohl nie erfahren. Wir alle hinterlassen Spuren an Orten, die wir gar nicht sehen. Das fängt bei unserem CO2 Verbrauch an, der in den armen Ländern die Existenzgrundlage von Menschen zerstört, geht weiter bei unbedachten Äußerungen, die verletzen. Aber auch in der anderen Richtung: ein Ratschlag von mir kann das Leben einen Menschen verändern, ohne das es mir und der anderen Person bewusst ist.

Jetzt, wo ich nicht mehr für meine Kinder da sein möchte, ist es mir aber besonders wichtig, tiefer in dieses Spiel von Geben und Nehmen einzusteigen.


Deshalb gibt es diesen Blog.

Mein Ziel ist, das Wappentier zu meinem Ort zu machen, wo ich mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben kann.

Weil all das nur einen Wert für mich hat, wenn es auch anderen nützt.

Ich würde mich freuen, wenn du einen Kommentar hier lässt.


Vielleicht findet sich ja ein Anknüpfungspunkt und wir können gemeinsam Gutes in diese Welt bringen.

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