Wie stehst du zu sozialen Themen in Romanen?
In meinem Roman „Das Frühlingsfenster“ beschreibe ich Familien, die nicht genug Geld haben, um ihren Kindern anständiges Essen zu geben.
Diskriminierung in allen möglichen Formen, Mütter, die trotz kleiner Kinder arbeiten müssen, weil der Mann so schlecht bezahlt wird, dass es nicht zum Leben reicht.
Von alten Menschen, die einsam sind.
Alleinerziehende Mütter, die drei schlechtbezahlte Jobs haben, weil ihr Studium in Deutschland nicht anerkannt wird.
Das ist offenbar eine Menge, aber mir war wichtig zu zeigen, warum sich meine Protagonistin Lizzy in Gefahr begibt, um das Bürgerzentrum zu retten.
Für manche Leser war das ein bisschen viel.
Aber ich habe jetzt 30 Jahre in der Sozialverwaltung gearbeitet und auch ehrenamtlich viel mit diesen Themen zu tun gehabt und will da nicht wegsehen.
Wir sind alle gut darin, das Elend und die Herausforderungen anderer Menschen auszublenden. Im Fernsehen wird sich in sogenannten Reality-Formaten darüber lustig gemacht, wie Familien in der Armut leben. Es ist so eine Art Gruseln, dass die Zuschauer fesselt. Dieses „das kann mir nicht passieren, so asozial bin ich nicht.„
Wir sollen glauben, dass jeder, der arm ist, sich halt nicht genug angestrengt hat. Dass man sich aus seinen Schwierigkeiten schon herausarbeiten kann, wenn man sich ordentlich zusammenreißt.
Doch die bittere Realität ist, dass viele Menschen in unserem Land überhaupt keine Chance haben, aus ihrer Situation herauszukommen. Sie haben Jobs, die gerade so über dem Harz4-Satz liegen. Sie sind krank, egal ob körperlich oder psychisch oder beides.
Sie sind behindert oder gehören einer marginalisierten Gruppe an. Und was das schlimmste ist: Sie haben keine Stimme in unserer Gesellschaft. Das möchte ich ändern.
Ich glaube daran, dass man mit unterhaltsamer Lektüre Menschen dazu bringen kann, über den Tellerrand zu blicken und sich für andere einzusetzen.
Wie siehst du das?
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