Wenn du einen Roman liest, dann machst du dir vermutlich keine Gedanken über Macht.
Oder doch?
Wie viele Fantasyromane beginnen damit, dass irgendwo ein machtvoller König herrscht und die Geschichte darin besteht, dass ihm der Held die Macht abjagen muss, um das Volk zu befreien? Es gibt mächtige Zauberer und Feen, sogar Berge können mächtig sein.
Aber warum ist das so? Was fasziniert uns an diesen Figuren?
Sie berühren uns, weil wir uns ein Stück weit mit ihnen identifizieren.
Je ohnmächtiger und dem Schicksal ausgeliefert wir uns fühlen, desto eher möchten wir, und wenn auch nur für die Länge eines Buches oder Films, mächtig und stark sein. Diese Figuren sollen das ausleben, was wir im Alltag nicht können.
Gerade im Fantasybereich fallen die Schranken unserer Realität und die Macht, vor allem die magische, ist von nahezu unbeschränkt. Die Geschichten verschaffen Erleichterung und lassen dich für einen Moment deine Probleme vergessen.
Daran ist zunächst einmal nichts Schlechtes, vielmehr einer der Nutzen von Romanen und Filmen.
Dennoch sollten wir genauer hinsehen. Was bedeutet Macht für uns? Wirklich die Möglichkeit, vielen Menschen unseren Willen aufzuzwingen, egal was das für sie heißt?
Macht ist aus genau diesem Grund anrüchig, „Die Mächtigen“ eher eine Ansammlung von Bösewichten.
Aber es gibt noch eine Ursache, warum wir Macht so zwiespältig gegenüber stehen.
Macht heißt auch Verantwortung.
Wenn ich anordnen kann, wer was wann tut, dann bin ich für die Handlungen dieser Person verantwortlich.
Es ist bequem, die Macht abzugeben. Führe ich nur Befehle aus, muss ich nicht selbst abwägen, ob diese Tat sinnvoll und moralisch vertretbar ist. Geht alles schief, habe ich ja nur Anordnungen erfüllt. Ich kann mich also gemütlich in meiner Opferrolle einmuscheln und auf „die da oben“ schimpfen.
Das Problem daran ist nur: So ein Leben macht nicht glücklich. Natürlich kann ich in ein paar gute Bücher flüchten und danach froh sein, dass ich nie mit echten Drachen kämpfen muss.
Aber ist diese Bequemlichkeit wirklich so wertvoll? Wollen wir nicht lieber unser Leben selbst in die Hand nehmen?
Der Plot der Heldenreise zeigt exemplarisch, wie das gehen kann:
Die Heldin findet sich in einer Situation wieder, die so nicht bleiben kann. Nach einem gewissen Widerstand begibt sie sich auf die Reise, am deren Ende sie das Problem gelöst und ein anderer Mensch geworden ist.
Wenn sie nicht einfach nur die nächste grausame Herrscherin wird, kann das eine Blaupause für unsere Biographie sein.
Ich würde mir wünschen, dass uns die Filme und Bücher ermächtigen, Helden im eigenen Leben zu sein.
Die Ohnmacht gegen die Fähigkeit zu tauschen, die Welt zu verbessern. Und wir können eine ganze Menge, wenn wir nur den Mutmuskel trainieren und von der bequemen Jammercouch aufstehen.
Bücher, die so etwas schaffen, haben ihre eigene Macht.
Dies ist ein Beitrag im Rahmen des #diverserdonnerstag.
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