Gesellschaftliche Relevanz von Romanen

Geselllschaftliche Relevanz von Romanen

Gesellschaftliche Relevanz von Romanen klingt nach Germanistik-Seminar. Also langweilig und kompliziert und nicht für uns Normal-Lesende und Schreibende relevant.
Aber stimmt das so?
Um das herauszufinden, habe ich diese Blogparade gestartet.

(Wenn du auch dabei sein willst, hier ist der Aufruf dazu)


Vieles von dem, was ich hier schreibe, stimmt vermutlich auch für Filme und Fernsehserien. Da ich aber Autorin bin, möchte ich mich hier auf die Romane konzentrieren.

Ich werde das Thema aus mehreren Blickwinkeln beleuchten.

Die Sicht der Leserin

Als erstes aus der Sicht einer Leserin. Da ich seit mittlerweile 50 Jahren alles verschlinge, was irgendwie interessant aussieht, ist mein Weltbild doch deutlich von meiner Leserei geprägt.
Bücher haben mir andere Länder und Kulturen nahe gebracht, sie haben mir gezeigt, dass man die Dinge auch anders sehen und handhaben kann, als ich das aus meinem Umfeld kenne.
Sie haben mich gelehrt, was man im Leben alles richtig und falsch machen kann. Und das nicht unbedingt aus einer erzieherischen Perspektive, also so im Sinne: Das ist verboten und mit diesem Verhalten wirst du erfolgreich sein.
Sondern dadurch, dass ich den Figuren durch Erlebnisse folgen konnte, die in meiner Welt niemals passieren würden.
Dass sie Entscheidungen treffen und für die Konsequenzen gerade stehen mussten.
Ich konnte also verschiedene Verhaltensmuster ausprobieren.

Aber auch in unterschiedliche Systeme hineinsehen. Das muss gar nicht so weit gehen wie Orwells 1984.
Schon die hierarchisch organisierten Monarchien, wie sie in den üblichen Fantasy-Welten herrschen, sind mir als Demokratin doch reichlich fremd. Und werden mir hoffentlich auch immer fremd bleiben können.

Fazit als Leserin: Romane prägten mein Weltbild und meine Vorstellung von einer guten Gesellschaftsordnung. Sie gaben mir Wissen und Verständnis für Dinge, die außerhalb meiner eigenen kleinen Welt passieren. Und die mich aber vielleicht trotzdem betreffen


Das setzt voraus, dass ich die Bücher auch wirklich lese und an mich heranlasse. Wenn ich sie nur als Bildungstapete, heutzutage gerne mit Farbschnitt, nutze, dann haben sie natürlich keine Einfluss auf mich, sondern erhöhen nur meinen Status.

Bevor ich erläutere, inwieweit diese gesellschaftlichen Themen für mich als Autorin relevant sind, möchte ich den Einfluss von Romanen auf unsere Gesellschaft beleuchten.

Der Einfluss auf unsere Gesellschaft

Dass dieser existiert, zeigt sich in Amerika ja gerade von der unschönen Seite. Hier werden Bücher verboten, die alternative Lebensentwürfe zum christlich-patriachalen System zeigen.


Bücher, die die Lebenswelt von Minderheiten zum Thema haben, sind ebenfalls von diesem Bann betroffen.
Solche drastischen Maßnahmen zeigen, dass zumindest die Gegenseite Bücher für so relevant hält, dass sie dagegen vorgehen muss.


Und wer von uns kennt es nicht? Wir sehen einen Film, lesen ein Buch, in dem die Hauptperson in einer ähnlichen Lage ist wie wir selbst. Und plötzlich kommen wir uns nicht mehr seltsam und falsch vor, sondern eben gesehen und unterstützt.


Aber auch andere, manchmal eher nicht gewünschte Effekte tauchen auf.
Ein Beispiel, dass aus dem Filmbereich kommt, mag das illustrieren.
Als wir geheiratet haben, war mein Mann vollkommen überrascht, dass bei uns der Hochzeitsmarsch, den man in den amerikanischen Filmen immer beim Einzug der Braut hört, nicht üblich ist. Er war vorher noch nie auf einer Hochzeit und kannte das Prozedere daher nur aus dem Film.
Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass neben den Jungesellinnenabschieden auch dieser Brauch in unserer Kultur ihren Platz gefunden hat.


Romane können auch dazu dienen, dass eine Gesellschaft ausprobiert, wie sie sich neu organisieren will.


Lange Zeit war die Frau stets der Sidekick der Hauptperson. Sie war die „Jungfrau in Nöten“ und hatte keine eigenen Ziele und Interessen. Stets war sie sanft und schwach und ohne den starken Mann an ihrer Seite nicht lebensfähig.
Es gibt den Bechdeltest, mit dem man diese Bücher und Filme identifizieren kann. Falls es keine zwei Frauen gibt, die mit Namen bekannt sind und sich über etwas anderes unterhalten als über einen Mann betrifft, dann haben wir eine dieser alten Geschichten.


Im Moment läuft des eher in die Gegenrichtung: Frauen sind unrealistisch unverletzlich und unbesiegbar (Wonderwoman lässt grüßen).
Wir sehen aber auch immer mehr Frauenfiguren, die sich mit ihren Stärken und Schwächen an die Verfolgung ihrer Ziele machen.
Hier wird also in den Geschichten eine gesellschaftlich relevante Frage ausdiskutiert.
Und das ist seit jeher die Form gewesen, mit der sich Kulturen definiert und ihren Bestand gesichert haben.

Konsequenzen für mich als Autorin

Was hat das nun für Konsequenzen für mich als Autorin?


Muss ich jetzt gesellschaftlich relevant schreiben? Ich finde, das ist die falsche Frage.

Alles, was ich schreibe, kommt aus meiner Erziehung, meinem Umfeld und spiegelt meine Ansichten und Vorurteile wieder.

Selbst eine „seichte“ Liebesgeschichte wird ein Bild transportieren. Ob hier nun die Jungfrau in Nöten von ihrem starken Held gerettet wird oder ob sich zwei Menschen mit ihren Stärken und Macken zusammenfinden, immer bleibt mehr als nur ein angenehmer Zeitvertreib nach dem Lesen zurück.


Also, welche Konsequenzen hat das nun für mich?
Zuallerst möchte ich mir bewusst machen, was genau mein Blickwinkel ist, aus dem ich schreibe.

Und dass meine Geschichten ein Mosaiksteinchen im großen Bild unserer Kultur sind. Das Argument, dass ich ja keine Bestseller schreibe und damit keinen Einfluss habe, halte ich für eine Ausrede.


Deshalb ist es mir wichtig, dass ich kritische Testleserinnen und eine gute Lektorin habe, die mich beispielsweise darauf hinweisen, wenn ich eine Figur schlecht repräsentiere und damit vielleicht rassistisch bin.


Ich möchte auch meine Erfahrungen, die ich aus meiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Ehrenamt, in der Sozialverwaltung und in der Lokalpolitik habe, in meine Bücher einfließen lassen.
Damit ich ein bisschen was von dem Zauber zurückgeben kann, den andere Romane auf mich ausgeübt haben, in dem sie mir Wissen und Welten geschenkt haben.

Wie siehst du das?

Welche Erfahrungen hast du beim Lesen von Romanen gemacht?
Lass doch gerne einen Kommentar da.

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