Fantasy ohne Kampfszenen? Ohne die finale, epische Schlacht zwischen Gut und Böse? Kaum vorstellbar – oder doch?
Ich glaube, dass Kampfszenen etwas sind, ohne die ein Fantasyroman unabgeschlossen wirkt. Zumindest eine dramatische Entscheidung muss also her. Aber unbedingt das Schwert gegen magischen Feuerball? Oder gleich die epische Schlacht mit Kanonen und Drachen?
In diesem Beitrag sehen wir uns an, wann Kampfszenen wirklich notwendig sind, warum sie oft überschätzt werden – und wie man sie so schreibt, dass sie nicht nur spannend, sondern auch bedeutsam sind.
Kampfszenen sind schwer zu schreiben- und zu lesen
Vor allem, wenn man nicht selbst vom Kampfsport kommt, sind die Beschreibungen schnell unrealistisch.
Da wird der Pfeil im Flug abgelenkt, der Tritt befördert den Gegner fünf Meter weiter oder für den Treffer müssten die Arme am Rücken angewachsen zu sein.
Das ist jetzt natürlich keine Ausrede, sie nicht zu schreiben. Aber es ist eine Herausforderung.
Aber selbst die bestbeschriebene Szene ist noch keine Garantie dafür, dass die Lesenden auch begreifen, was da gerade passiert.
Ich überblättere lange Kampfpassagen, wenn ich sie zu technisch oder unübersichtlich finde. Meistens genügt es für den weiteren Gang der Handlung, zu wissen, wer gewonnen hat und wie die Kräfte verteilt waren.
Also weniger fliegende Fäuste als gut geschriebene Dialoge, lieber die Reaktion auf einen Treffer zeigen als die Kunstfertigkeit, mit der er erzielt wurde.
Entscheidend ist also nicht, wie jemand zuschlägt, sondern warum, mit welchen inneren Konflikten, und was das mit der Figur macht.
Innenleben schlägt Außenwirkung
Eine gute Kampfszene muss auch etwas im Innenleben der Beteiligten bewegen. Wenn nur die Schwerter klirren, dann mag das im Film eine tolle Choreographie ergeben. Aber im Roman ist das irgendwann irrelevant.
Deshalb muss gerade hier aus der Innensicht einer Figur geschrieben werden.
Ich will sehen, wie schwer der Kampf ist, wie sehr ein Treffer an der Kampffähigkeit zerrt und was die Gegner dazu bringt, trotz Schmerz und Verlust weiter zu machen. (Ja, ich weiß, das Adrenalin und so)
Kampfszenen müssen relevant für den Plot sein
Nicht jede mögliche Kampfszene darf auch in die Geschichte.
Sie muss ,wie alle anderen Szenen auch, relevant für den Plot sein, also die Handlung voranbringen, Figurenentwicklung zeigen oder Konflikte zuspitzen.
Das ist eine der Herausforderungen als Autorin: auch die tollen, dramatischen Aktionszenen wieder zu streichen, wenn sie nichts zur Handlung beitragen.
Weil eine Explosion nicht zwingend spannend ist.
Aktion vs. Spannung
Gerade Fantasy-Schreibende tappen gerne in die Falle, mit einem spektakulären Kampf oder einer Explosion in die Geschichte zu starten.
Doch wenn ich die Figuren noch nicht kenne, interessiert mich ihr Schicksal nicht.
Wenn ich mich nicht in den Protagonisten einfühlen kann, wenn die Schlacht keinen entscheidenen Einfluss auf die Handlung hat, dann ist der aktionreichste Kampf einfach nur eine Beschreibung von Abläufen.
Niemand liest gerne Bedienungsanleitungen und niemand epische Szenen, die einem einfach egal sind.
Spannung entsteht durch Ungewissheit, emotionale Bindung und echte Entscheidungen.
Nicht durch Krach und Lärm.
Realismus trifft auf Magie – Handwerklich gut gemacht
Eine Kampfszene muss also handwerklich gut gemacht sein.
Ein klassischer Kampf – ob mit Schwert, Bogen oder Schusswaffe – folgt Regeln. Es hilft, wenn man einen Karateka als Testleser hat.
Die Szene muss aber auch die inneren Vorgänge der Kämpfenden (und möglicherweise der unbeteiligten Opfer) darstellen, damit das Publikum mitfiebert.
In der Fantasy kommt noch die Magie dazu. Doch auch die darf nicht beliebig sein. Magische Kräfte brauchen klare Grenzen und Regeln, die vorher etabliert wurden.
Wenn die Protagonistin plötzlich eine noch nie erwähnte Superkraft entdeckt, wirkt das wie ein „Deus ex Machina“ und das ist nicht nur langweilig, sondern enttäuschend.
Die Entscheidungsszene
Wie du merkst, bin ich kein Fan von Kampfszenen.
Trotzdem gibt es sie auch in meinen Büchern.
Magische, aber auch ganz realistische.
Wo ich aber nie auf eine Art Entscheidungsschlacht verzichten möchte: im letzten Akt.
Ich liebe Bücher, die einen Spannungsbogen aufbauen, der dann mit einem Knall wieder aufgelöst wird. Doch das muss nicht zwingend eine echte, körperliche Kampfszene sein. Das kann auch ein politisches Duell, ein intensives Gespräch oder ein magisches Ringen sein.
Wichtig ist nur: Es muss Konsequenzen haben – und eine emotionale Wucht entfalten.
Der Tod wird trivialisiert
Oft sterben in Fantasyromanen dutzende, hunderte oder gar tausende Nebenfiguren – namenlos, ohne Bedeutung, nur als Kulisse für den Helden.
Ich finde das problematisch.
Es nimmt diesen (zwar fiktiven) Personen ihre Würde.
Es entwertet das Leben und stumpft uns ab.
Gerade in epischen Szenen sollten wir uns fragen: Ist dieser Tod notwendig? Was bedeutet er für die Überlebenden? Und wie können wir vielleicht auch vom Tod erzählen, ohne ihn zu trivialisieren?
Andererseits brauchen wir wohl den Tod in unserem Leben.
Und je weniger wir in der realen Welt damit konfrontiert sind, desto mehr wird in den Medien gestorben.
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn wir aufhören würden, das Sterben in die abgeschlossenen Bereiche von Krankenhaus und Hospiz zu verbannen, sondern von unseren Lieben auch einmal ein paar Tage lang Abschied zu Hause zu nehmen.
Fazit: Kampfszenen – ja, aber mit Sinn
Kampfszenen ja, aber nicht als bloße Effekthascherei . Und möglichst ohne eine Unmenge an Toten.
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