Die Münchner Volkshochschule: Bildung für alle?

Die Münchner Volkshochschule: Bildung für alle?

Neben vielen Sitzungen und noch mehr E-Mails hat das Mandat als stellvertretende Vorsitzende unseres Bezirksausschusses auch angenehme Seiten.
So durfte ich bei der Verabschiedung der Leiterin der Programmabteilung der Münchner Volkshochschule, Fr. Dr. May dabei sein. Da dies auch der jährliche Sommerempfang der MVHS war, fanden die Feierlichkeiten in Haus Buchenried am Starnberger See statt.
Und wie das so bei Verabschiedungen ist, wird viel aus der Geschichte des Hauses erzählt.


Das spannende an dem Konzept der »Volkshochschule« ist ja, dass sie zum einen der Erwachsenenbildung außerhalb des regulären Bildungssystems, also den normalen Schulen und Universitäten, dient. Aber sie ist auch etwas, das aus der Bevölkerung selbst entstanden ist, somit nicht von den jeweils Regierenden für ihre Zwecke eingeführt wurde.

Geschichtliches


Den Auftakt bildete der „Volks-Hochschul-Verein München e. V.“ von 1896. Dabei lag am Anfang der Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Themen und die Volkshochschule wurde damit eine Art erweiterte Universität.
Das bedeutete, dass die Art und der Inhalt der Kurse von den jeweiligen Universitätsprofessoren abhingen, die ihre Forschungen einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich machen wollten.


Mit den Jahren wurde das Programm der Volkshochschule breiter. Sie wandte sich z.B. an Frauen, die in Notjahren lernten, wie sie mit wenigem ihre Familie durchbrachten und dabei aber auch auf ihre eigene psychische und körperliche Gesundheit achten konnten.


Während der NS-Jahre wurde die Volkshochschule gleichgeschaltet, eine Bildungseinrichtung, die ihre Themen selbstständig setzt, kann in einer Diktatur natürlich nicht geduldet werden.


Mit dem Ende des Krieges wurde die »Münchner Volkshochschule« mit Unterstützung der Amerikaner gegründet. Die Militärregierung setzte auf »Reedukation« und ermöglichte vielen Teilnehmenden einen ersten Kontakt mit der Kultur und der Literatur, die bis dahin für sie zensiert war.

Die heutige Organisation

Mittlerweile ist die MVHS eine kommunale GmbH. Die Landeshauptstadt als Gesellschafterin ernennt den Aufsichtsrat. Dieser besteht aus:

  • Bürgermeisterin Verena Dietl,
  • 8 Mitgliedern des Stadtrats,
  • Kulturreferent,
  • Stadtschulrat,
  • 2 VertreterInnen des Kuratoriums (von diesem gewählt),
  • 2 VertreterInnen der Belegschaft (von denen gewählt)


Dieser Aufsichtsrat bestellt die Geschäftsführung, bestehend aus Programm- und ManagementdirektorIn.

Das Kuratorium, das gutachterlich berät und von der Entwicklungskonferenz gewählt wird. Da die Entwicklungskonferenz aus dem Personal der MVHS gebildet wird, wird Entscheidung, was ins Programm aufgenommen wird, nicht alleine von der Stadtspitze bestimmt. Damit bleiben die Wurzeln der Volkshochschule als eine Bildungseinrichtung der Bürgerschaft für sich selbst erhalten.

Ein paar Zahlen:


2024 wurden 17598 Veranstaltungen durchgeführt, das bedeutet 230.518 Teilnahmen.


Es arbeiten 477 Menschen bei der VHS, dazu kommen 3.599 Dozierende.


Die VHS erwirtschaftet einen Teil ihrer Kosten selbst, das waren 2024 ca. 22.321.006 EUR, was ungefähr ein Drittel ihres Budgets darstellt. Der Landeszuschuss beträgt hingegen nur 3.205.744 EUR.


Im Winterhalbjahr 2024/2025 habe ich 11 Kurse zur Literatur und 14 Kurse zum kreativen Schreiben gefunden, leider keinen in Haus Buchenried.


Aber für uns Schreibende bietet sie noch viel mehr: Ich habe dort z.B. einen Video-Schnittkurs gemacht, den ich für mein Crowdfunding sehr gut brauchen kann.

Wo finde ich die VHS?

Die MVHS hat 100 Unterrichtsorte in München.

Sogar bei mir im äußersten Osten in der Messestadt, wo sie im neuen Bildungscampus untergebracht ist. Ich hoffe, dass durch die räumliche Nähe die SchülerInnen der beiden ansässigen Schulen nicht nur für den günstigeren Getränkeautomaten dort vorbeischauen, sondern auch sonst die Räume und Kurse zu nutzen lernen.

Ich bin dankbar, aber…


Ich bin dankbar, in einer Stadt zu leben, die sich so eine Bildungseinrichtung leisten kann und will.

Doch ich würde mir wünschen, dass gerade die Menschen, die Bildung so dringend nötig haben, den Zugang finden.

Im Moment werden sie von den Barrieren abgeschreckt, die finanzieller Art sind, aber auch in dem manchmal recht elitären und bildungsbürgerlichen Gebaren sowohl der anderen Teilnehmenden als auch dem Apparat liegen.

Quellen

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Volkshochschulen_(20._Jahrhundert)

https://hirnerundriehl.de/project/seminarzentrum-haus-buchenried/
Detaillierte Geschichte:
https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbplaces/2022/Leoni_Haus_Buchenried.pdf

Jahresbericht der MVHS

Susan ist Soziologin, Dipl.Verwaltungswirtin (FH) und seit vielen Jahren als Autorin aktiv. Als Lilian Dexter schreibt sie Erzählungen, die gesellschaftliche Themen in eine literarische Form bringen – ohne moralischen Zeigefinger, aber mit dem Anspruch, Denkanstöße zu geben. Nebenbei gibt sie Sportstunden und engagiert sich politisch und ehrenamtlich.
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