10 wichtige Tipps, die ich meinem jüngeren Ich sofort geben würde

"10 Dinge, die ich gerne vor 20 Jahren gewusst hätte" in schönem Rahmen

Ab einem gewissen Alter sollte man mit seiner Persönlichkeitsentwicklung ein bisschen weiter sein. Hier sind meine 10 Learnings aus den letzten 20 Jahren.

1. Ich muss gar nichts

Wenn ich heute nicht weiß, wo mir der Kopf steht, dann setzte ich mich hin und sage: Ich muss nur sein und atmen.

Alles andere ist eine Entscheidung.

Wenn ich jetzt wirklich nichts tue, dann hat das Konsequenzen. Und hier fängt meine Freiheit an. Ich kann genau hinsehen und mir überlegen, welche Folgen die jeweilige Handlung hat. Für andere, für mich oder für meinen Körper.

Und diese Folgen bewerte ich. Mit meinem eigenen Maßstab, nicht mit dem von außen. Und dann weiß ich meistens, was jetzt das Richtige ist.

2. Schnelligkeit ist kein Wert für sich

Ich war immer stolz, wenn ich etwas noch „schnell“ erledigt habe. Dass ich doppelt so schnell lesen kann wie der Durchschnitt.

Wie viel in meinen Tag hineinpasst.

Doch das ist kein Qualitätskriterium. Ich bin auch kein besserer Mensch, nur weil mir die Dinge flott von der Hand gehen.

Zum einen, weil der Preis hoch ist. Je schneller man etwas macht, desto mehr Fehler passieren, die man dann reparieren muss. Am Ende dauert es dann genauso lang. Oder es lässt sich nicht mehr reparieren.

Zum anderen, weil man dann zwar effizient, aber nicht mehr effektiv ist. Man ist den ganzen Tag am Hetzen, aber die Dinge, die wirklich wichtig wären, kommen unter die Räder. Das ist jetzt kein Manifest fürs Trödeln, aber in der Ruhe liegt doch ein wenig von der Kraft. Siehe auch Punkt 1.

3. Die meisten Dinge sind mir tatsächlich egal

Normalerweise ist mein Kopf ständig damit beschäftigt, mir zu erzählen, was alles in meinem Umfeld nicht in Ordnung ist.

Und mein System läuft deshalb andauernd in Alarmbereitschaft, weil ich die Probleme ja möglichst lösen soll.

Wenn ich aber genau hinsehe und mir überlege, ob das, was da gerade so wichtig erscheint, überhaupt meins ist, dann hat es sich im Normalfall erledigt

. Mittlerweile sage ich mir immer, wenn ich innerlich aufspringe: „Und wenn mir das jetzt einfach wurscht wäre?“ Und sehr oft ist es mir das dann auch.

Und die Dinge, die dann übrig bleiben, sind mir Herzensangelegenheiten und verdienen all meine Energie und Zuwendung.

4. Man kann ausgeruht sein

Das klingt jetzt komisch, aber ich kannte dieses Gefühl nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es jetzt wirklich kenne.

5. Die meisten Menschen denken überhaupt nicht

Also nicht über mich. Wie oft habe ich mich für etwas entschuldigt, dass dem anderen gar nicht aufgefallen ist.

Die Person hat nicht darüber nachgedacht, weil sie mein Verhalten ganz normal findet.

Oder es betrifft sie gar nicht. Unter diese Kategorie fallen auch die Flecken auf der Bluse oder die falschen Schuhe.

Merken die wenigsten, und wenn, dann ist es ihnen egal. Und wenn sie es doch bemerken, dann ist es mir mittlerweile oft egal. Siehe Punkt 3.

6. Planen ist wichtig, aber nur, wenn man es richtig macht.

Das Writers Journal von Autor_innensonntag mit einem bild der reading mermaid samt Seehund, der ein normales Hundegesicht hat.
Mein Journal

Ich neige dazu, kühl und mathematisch tolle Pläne zu erstellen, die ich nur abarbeiten kann, wenn ich den ganzen Tag Vollgas gebe.

Ich habe lange immer meinen besten Tag als Maßstab genommen und dann bis zur völligen Erschöpfung Punkt für Punkt erledigt.

Heute steht nur das auf dem Plan, was mir wirklich wichtig ist. Was unbedingt getan werden muss, weil ich ein bestimmtes Ergebnis haben oder größere Probleme vermeiden möchte.

Und dann bestimme ich nach Tagesform, ob ich noch ein paar Extras dranhänge. Die ich allerdings auch auf einer Liste in meinem Planer habe.

Und wenn ich gar keinen Punkt abarbeite, dann ist das auch in Ordnung. An solchen Tagen sitze ich halt nur da und atme.

7. Man findet immer Menschen, die einen glücklich machen

Nach Corona hatte ich das Gefühl, dass ich überhaupt niemanden mehr kenne außerhalb meiner Familie. Selbst mit meinen Nachbarn, mit denen wir jahrelang gefeiert und geratscht haben, hatte ich plötzlich keinen Kontakt mehr.

Ich war nur noch im Internet. Da ich im März 2020 die Stelle gewechselt habe, kannte ich nicht mal meine Kollegen persönlich.

Ich bin über 50, und überall liest man, dass man da nur schwer neue Freunde findet.

Doch was passiert? Ich gehe ins Fitnessstudio. Meine Bauchtanzlehrerin sitzt vor dem Raum und wir sind beide so glücklich, uns wieder zu sehen, dass wir beschließen, uns auch außerhalb des Studios zu treffen.

Ich begleite sie zu ihren Auftritten und wir erleben verrücktes Zeug. Auf dem Weg zu den Veranstaltungen schütten wir uns das Herz aus. Nach ein paar Monaten habe ich das Gefühl, wir würden uns schon ewig kennen.


Im Urlaub beschließe ich, ich möchte andere Schreiberlinge in München kennenlernen. Über Instagram finde ich genau das: »Die Münchner Schreiberlinge«. Ich schreibe sie an und es kommt: »Wenn du spontan bist, wir treffen uns heute Abend.« Ich bin spontan und lerne eine Runde supernetter Menschen kennen.

Auch hier fühle ich mich nach kurzer Zeit zu Hause.

8. Ich kann ein Buch schreiben und veröffentlichen

Titelblid Das Frühlingsfenster
Das Frühlingsfenster – Roman

Das wären in 20 Jahren 20. Oder so. Eigentlich habe ich immer gerne geschrieben, aber ich bin nie auf die Idee gekommen, das zu Ende zu bringen.

Einen Roman habe ich für meine Kinder geschrieben, aber nie veröffentlicht. Vielleicht mache ich das noch.

Immer wieder habe ich zu plotten angefangen, mich in Recherche verloren und doch nie weitergemacht.

Aus Angst, aus dem Gefühl heraus, mir die Zeit dafür nicht nehmen zu dürfen und natürlich auch, weil ich komplett mit dem Rest überfordert war.

Doch ich bin so glücklich darüber, Autorin zu sein, ich hätte da gerne früher angefangen.

9. Es ist wichtig, sich Dinge zu trauen

Sich zu überwinden und aus seiner Komfortzone raus zu gehen. Sehr wichtig. Aber es ist noch wichtiger, dass man sich darüber klar ist, wie viel Ressourcen das verbraucht.

Es lohnt sich also vorher, kurz zu überschlagen, ob man überhaupt fit genug ist, um die Challenge anzunehmen. Oder ob der Alltag schon fordernd genug ist.

Auch dumm ist es, wenn man andere über das Wann und wie solcher Herausforderungen entscheiden lässt. Dann muss man sich zwar nicht überwinden, aber ist womöglich völlig überfordert oder scheitert komplett.

Wenn du vor einer Sache richtig Angst hast, dann hat das einen Grund. Schau dir das vorher genau an, schließe alle unnötigen Risiken aus und fülle deine Ressourcen auf.

Aber lass dich um Himmelswillen nicht davon abhalten, über deinen Schatten zu springen.

10. Meine innere Stimme lügt manchmal

Ich habe eine Stimme in mir, die mir sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich habe darauf meistens brav gehört.

Doch die wollte mir nichts Gutes.

Die kommt aus einer Zeit, die schon lange vorbei ist und geht von einer Realität aus, die es nie gegeben hat.

Sie hört auf den Namen Erziehung und Gesellschaft. Sie wird befeuert von Werbung und sonstigen Beeinflussungen.

Sie macht mich nicht zu einem besseren Menschen, im Gegenteil, sie lässt die Furie in mir wachsen. Auch die hätte ich gerne schon vor 20 Jahren in ihre Schranken gewiesen.

Aber besser spät als nie. Doch das Wissen ist das eine. Jetzt geht es ans Umsetzen.


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